Bananadrama

Theater der Jugend, Technisches Museum Wien
1989

GRAF+ZYX: Kostüme, Ausstattung

Auftraggeber: Tanztheater Wien
Choreografie: Liz King
Bühne, Licht: Manfred Biskup
Kostüme, Ausstattung, Musikschnitt (und tlw. Musik): GRAF+ZYX
TänzerInnen und Akteure: Liz King, Esther Linley, Christian Camus, Jessica Brown, Kristin De Walsche, Thomas Stolzetti u.a.


DER POLITISCHE TITEL ÄNDERT NICHT DIE WELT

Sie sind in allen wichtigen Publikationen der letzten Zeit vertreten, waren und sind auf internationalen Messen (von Video, Film bis hin zu Möbel und Design) und stellen ihre "Mediensynthetischen Programme" von Köln, Hamburg, Amsterdam bis Paris und New York aus. "GRAF+ZYX" sind Avantgarde in Österreich - mißverstanden und hochgelobt - wichtige internationale Proponenten der künstlerischen Videoszene.

Bei der Produktion "Bananadrama" des Tanztheaters Wien für das THEATER der JUGEND, haben sie die Ausstattung gemacht - eine erste Arbeit nur für Kinder. Inge GRAF (Jahrgang 49) + ZYX (Jahrgang 50) - sie hat mit schwererziehbaren Kindern gearbeitet, er hat indische Musik in Italien studiert - beide hatten immer schon ein Faible fürs Theater.
Über den Filmemacher Franz Ebner sind GRAF+ZYX mit Liz King und dem Tanztheater Wien bekannt geworden. Daraus hat sich eine jahrelange Zusammenarbeit entwickelt. Erste Projekte 1981 bis 1983, dann wieder 1988 (für die Produktion "Pavillon" im Künstlerhaus) und 1989 für "Bananadrama". Für sie gibt es keinen Unterschied/Gegensatz Kind und Erwachsener.

GRAF+ZYX: Wir tun, was wir glauben tun zu müssen und zu können, nicht kalkuliert für diese oder jene Altersstufe. Es macht keinen Unterschied, ob man für Kinder oder Erwachsene arbeitet.

Ob sie sich bei der Arbeit vielleicht besonders auf das jugendliche Publikum einstellen mußten?
GRAF+ZYX: Wir glauben, es ist ein Fehler, sich eigens auf Kinder umzustellen und sie anders zu sehen als einfach als Menschen. Kinder nehmen alles an. Nach einiger Zeit auch ungewohnte Dinge - sie können sehr gut damit umgehen. Kinder sind an sich, wenn sie nicht von den Eltern oder von der Schule verzogen, eingeschränkt und total verpatzt werden, unglaublich verständig und vif und können alles verarbeiten. Und wenn man sie nicht zwingt, irgendwie verkrampft zu werden, dann können sie sich schon ein Urteil bilden, auch über ganz schwierige Dinge. Dieses Urteil ist meist richtig.
Aber die Verbildung beginnt meist schon sehr früh im Elternhaus. Man bereitet ja Eltern nicht auf ihre Elternschaft vor. Sie sind vollkommen untrainiert und unbelastet und gehen dann mit dieser Vorgabe in ihr Elternsein hinein. Und da beginnt dann das "Verpatzen": Verpatzen mit Einschränkungen, mit Vorschriften - aus Unwissenheit natürlich und aus Angst. Elternsein ist eine sehr schwierige pädagogische Aufgabe.

Zur Politikwissenschaft:
GRAF+ZYX: Der behauptete politische Anspruch dient in Wirklichkeit nur dazu, sich in bessere soziale Positionen zu katapultieren. Ich hab am selben Tag die Arbeit mit den sozial geschädigten Kindern gehabt und die Politikwissenschaft. Da merkt man: Theorie und Praxis lassen sich überhaupt nicht vereinen und Politikwissenschaft ist völlig uninteressant. Politisch tätig sein kann man nur, wenn man politisch arbeitet. Man muß in dem Medium Politik arbeiten, wenn man politisch etwas ändern will. Das geht nicht über eine zweite oder dritte Verschlüsselung - also auch nicht über das Theater. Da muß man einfach anpacken. Da muß man einfach hingehen. Es nützt nichts, wenn ich zum Beispiel einen Film mache, wenn ich irgendetwas vorspiele, egal was auch immer. Der politische Titel ändert noch nicht die Welt.
Quelle: Interview mit GRAF+ZYX in 'Theater der Zukunft' (Theater der Jugend), Wien 1990, geringfügig redigiert